Süßenbrunner Straße West / Wettbewerb 2. Platz
Wohnen im Garten! Zwei im Dialog.
Das städtebauliche Konzept beruht auf dem Aufeinandertreffen zweier Gebäudetypologien. Zwei Townhouses und zwei lineare Baukörper mit korrespondierenden Traufhöhen die mit drei, leicht unterschiedlichen Punkthäusern gekrönt werden. Das hierdurch entstehende Gebäude-Ensemble bekommt so seine Signifikanz und passt sich jedoch ganz nach dem Bricollage-Prinzip an die bestehende Bebauung der Umgebung an.
Die vorhandenen Bautypologien werden aus dem Fundus der Nachbarschaft entnommen und auf unserem Baufeld zu einer neuen Konstellation zusammengeführt – wie gestapelte Einfamilienhäuser.
Die Positionierung der drei Punkthäuser erzeugt differenzierte Außenräume und fasst die Freiräume als Gärten zwischen den beiden Gebäudezeilen in unterschiedlicher Ausformung zusammen.
Die unterschiedliche Ausformulierung der vier Baukörper, sowie die Parzellierung der Townhouses verstärkt die Adressierung und soll die Erwartung der zukünftigen Bewohner hinsichtlich „Wohnen im Grünen“ erfüllen. Das intensiv begrünte Gartengeschoß erzeugt so eine weitere Ebene und reduziert den wahrnehmbaren Maßstab. In mehreren Ebenen entstehen so Grünräume die den Wohnungen im hohen Ausmaß zugeordnet sind. Sichtachsen fassen die Freiräume uns schaffen Räume für Begegnung mit Aufenthaltsqualität.
BEGEGNUNGSZONE – Vorgarten
Die Erschließung der Maisonetten in den Townhouses erfolgt direkt straßenseitig über eigene Vorgärten. Die weiteren Geschoßwohnungen werden gartenseitig über das vertikale Regal, dem Laubengang und Rankgerüst, der auch Aufenthaltsraum und Vorgarten ist, erschlossen. Über einen großvolumigen Lift angebunden, können Fahrräder und Kinderwägen etc. leicht direkt vor die Haustür in der Vorzone transportiert werden. Die Dachgeschoßwohnungen werden in der Kubatur auf dem Gebäude in der Gesamtabwicklung ausgeglichen wobei das erreichbare Volumen über Dachaufbauten (Gaupen) ausgeschöpft wird.
Die Punkthäuser (1, 2, 3) werden über kompakte und natürlich belichtete Stiegenhäuser erschlossen. Auf eine Druckbelüftung kann verzichtet werden da das Fluchtniveau unter 22m gehalten wird. Neben den begrünten Dächern werden die Freiräume der Wohnungen in den oberen Geschoßen mit großzügigen, bewässerten Pflanztrögen aufgewertet.
WOHNQUALITÄT
Das Projekt umfasst 142 geförderte Wohnungen, davon sind 71 Wohnungen Smart. Die Anzahl der freifinanzierten Wohnungen beläuft sich auf 70 Einheiten. Das neue Wohnquartier ist mit einem vielfältigen Wohnungsangebot ausgestattet und zieht sehr stark auf Familien ab, die sich bewusst dafür entscheiden am Land zu wohnen, weil sie „im Grünen“ leben wollen. Alle Wohnungen haben ein breites Angebot an zugeordneten Freiräumen (Balkone, Loggien, Gärten, Terrassen, Wintergärten) mit einem wesentlichen Bezug zu privater Grünfläche.
Der Wohnungsschlüssel wird in den Bauteilen – und zum großen Teil in den Geschoßen – gleichmäßig aufgeteilt, wodurch eine homogene Durchmischung entsteht. Alle Wohnungen verfügen über direkte Anbindung der Wohnräume an eigene, wohnungszugeordnete Freibereiche.
Die Wohnungsgrundrisse sind klar zoniert, um eine möglichst hohe Flexibilität bei der Ausgestaltung der unterschiedlichen Wohntypen zu erreichen. Generell liegen die Nassräume an den Gangwänden und alle Aufenthaltsräume an den Fassaden. Das Erdgeschoß wird zum Teil mit Maisonetten bestückt, bei denen die Schlafräume sich im OG1 befinden, um die Privatsphäre zu gewähren. Auf dem Gartengeschoßebenen im OG 3 befinden sich Clusterwohnungen für z.B. Studierende, oder eine Alters-WG, etc. mit direktem Zugang zum Dachgartenterrasse.

Im Erdgeschoß von Punkthaus 1, angrenzend zum Park, entsteht ein multifunktionaler Raum für verschiedene Zwecke, wie z.B. Veranstaltungen, Konzerte, Theater, Yoga-Kurse, Seminare, Flohmärkte, Ausstellungen, etc. Alternativ können hier jedoch auch Wohnungen mit direkt zugeordneten Freiräumen entstehen. Der Eingang in das Quartier, direkt angrenzend an den Park, bildet ein Nahversorger im Erdgeschoß. Hier wären verschiedene Größen und Unterteilungen flexibel realisierbar und kleine Geschäfte bilden eine Alternative zu einem großen Supermarkt. Eine große zusammenhängende Fläche könnte jedoch kleinteilig in das Townhouse eingegliedert werden.
Die Räume für Gemeinschaft werden in den Punkthäusern verteilt. Eine Brücke bindet die Ostzeile an die gemeinschaftlichen Räume und Terrassen der Westzeile in den Obergeschoßen an. So wird die gemeinschaftliche Dachterrasse, mit kleiner Küche und WC ausgestattet, ein Wohnzimmer für Alle und liegt, wie auch die Waschküche zentral beim Brückenkopf.
Die Fahrradstellplätze sind sehr gut ebenerdig und über eine Fahrradrampe und große robuste Aufzüge im Untergeschoß erreichbar. Die Entsorgungsräume sind hauptsächlich an der Ostzeile angeordnet, sodass der Garten frei von Fahrzeugen bleiben kann.
Die Freiraumregale mit den auskragenden Balkonplatten verschatten natürlich die dahinterliegenden Wohnräume. Die Ausbildung des „Gartens“ als durchgehender großzügiger Freiraum mit vielen Bäumen trägt einen wesentlichen Beitrag zur Kühlung des Wohnumfeldes und zur Feuchteregulierung bei. Die Dächer sind weitestgehend begrünt und werden teilweise für Energiegewinnung genutzt. Angestrebt werden Low Tech Gebäude.
Die Spannweiten und Trakt Tiefen sind derart gewählt, dass unterschiedliche Bauweisen wirtschaftlich gut möglich sind wie z.B.: Holzbeton (Hybrid), Ziegel, Beton. Die durchgehende Statik verringert den Materialaufwand. Die klare Trennung in warme und kalte Kubatur (davorgestellte Freiraumregale) erlauben kompakte Baukörper und vereinfachen die Geometrie.
FREIRAUM – Der Garten
Der Entwurf ist inspiriert von der angrenzenden Kulturlandschaft der landwirtschaftlichen Nutzung. Die Gliederung in Flurstücke von West nach Ost wird von gruppigen Baum- und Strauchpflanzungen und einem geschwungenen Weg überlagert. Offene Rasenflächen und Wiesen wechseln mit hohen Staudenpflanzungen und gliedern so die Räume von Nord nach Süd. Die Struktur lässt viel Raum für Aneignung und Veränderung zu. Dezentrale an den Weg angelagerte Kleinkinderspielplätze und wegbegleitende Spielpunkte regen den Spielfluss und die Fantasie der Kinder an. Im gesamten Quartier finden sich neben Besensträuchern und anderen essbaren Pflanzen auch Obstbaumhaine bzw. Obststreuwiesen bei den im Masterplan verorteten Vorhöfen und Gartenhöfen. Sie sind das thematische Entre zum Quartier und unterstützen die Adressbildung.
Task
Städtebauliches Konzept für das Entwicklungsgebiet Süßenbrunner Straße West / Park Mitte, Bearbeitungsfeld 2
Status
Competition
06/2022
Location
Süßenbrunner Straße, 1220 Wien
Client
Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft Wien Süd
BWM Team
Alexandra Stage, Maximilian Fasslabend, Nadine Elisabeth Albenberger, Angela Molina, Fridolin Öhlinger
Image credit
Renderings: BWM Designers & Architects
Participants
Freimüller Söllinger Architektur
Raumplanung
Emrich Consulting ZT-GmbH
Landschaftsplanung
outside landschaftsarchitektur
Modellbau
Modellwerkstatt Gerhard Stocker